Küchenschelle – Lichtblick für die Seele

Im Reigen der Frühlingsblumen darf die Küchenschelle (Pulsatilla pratensis) nicht fehlen. Auch diese Frühlingsbotin war im Ostarakult vertreten. Zusammen mit Gänseblümchen hat man sie früher zu Kränzen gewunden, um die Freude über das wiederkehrende Licht auszudrücken. Im Volksmund hieß sie auch »Eierblume« und durfte nicht über die Schwelle getragen werden. Dem Aberglauben zufolge hören sogar die Hühner mit dem Eierlegen auf, wenn die Küchenschelle ins Haus gelangt. Dahinter verbirgt sich vermutlich das geheime Wissen der Kräuterweiber, denen das giftige Hahnenfußgewächs einst als Abtreibungspflanze gedient hat. Küchenschellen stehen jedoch unter Naturschutz – selbersammeln ist also nicht möglich, aber in Staudengärtnereien mit Heilpflanzen kann man sie käuflich erwerben.

Pulsatilla ist eine der wichtigsten Arzneipflanzen der Homöopathie und findet vor allem als Frauen- und Kindermittel Einsatz. Ihre Signaturen sprechen Bände! Die Küchenschelle streckt ihre Blüte meist schon im März aus dem Schnee hervor. Ein dichter, silbrig schimmernder Flaum umhüllt Blätter und Blütenkelch wie ein wärmender Mantel. Im übertragenen Sinn eignet sich Pulsatilla als Konstitutionsmittel für leicht frierende Menschen, und sie zählt darüber hinaus zu den großen Erkältungsmitteln der Homöopathie. Insbesondere bei Neigung zu Mittelohrentzündungen wie auch bei Husten oder Blasenentzündung nach Durchnässung oder Sitzen auf kaltem Boden hilft Pulsatilla. Bei rein körperlichen Beschwerden wählt man eher die Tiefpotenzen (z. B. Pulsatilla D4 oder D6). Sofern gleich mehrere charakteristische Symptome zusammentreffen, beispielsweise Frostigkeit, Weinerlichkeit und Blasenentzündung nach Durchnässung, kann man ebenso gut eine Hochpotenz versuchen (z. B. Pulsatilla C30).

Menschen, für die eine Hochpotenz in Frage kommt, jammern viel. Ihr Seelenzustand gleicht dabei dem sprichwörtlichen Aprilwetter, das in Windeseile von heiterem  Sonnenschein zu heftigen Regengüssen oder gar zu Schneestürmen wechselt. Sie leiden unter Stimmungsschwankungen und haben stets ein Tränchen im Knopfloch. Pulsatilla-Typen lassen genau wie die Küchenschellenblüten immer ein wenig den Kopf hängen.

Das Mittel eignet sich besonders für brave Kinder und sanftmütige Frauen, die meist blond und blauäugig sind. Mit der sanften Macht der Tränen regieren sie über ihre Umwelt. Pulsatilla-Frauen kann man kaum einen Wunsch abschlagen, weil sie so zart besaitet erscheinen. Sie verlangen Sympathie, Trost und Zuspruch und wecken in ihren Mitmenschen den Beschützerinstinkt. Bei Frauen verstärken sich die Gemütsschwankungen wie auch andere Beschwerden vor der Regel. Schon Tage vorher sind sie sensibel und brechen beim geringsten Anlass in Tränen aus. Zudem spannen die Brüste, das Gesicht ist aufgedunsen und der Bauch ist aufgetrieben. In solchen Fällen gleicht Pulsatilla die Stimmung auf hormonellem Weg aus (z. B. Pulsatilla D12).

So wie die ersten warmen Sonnenstrahlen die in der Erde ruhenden Samen zum Keimen bringen, steigert die mit der Frühlingssonne geborene Blüte die Fruchtbarkeit von Frauen. Vor allem bei Gelbkörpermangel erfüllt eine Konstitutionskur mit Pulsatilla nicht selten den lang ersehnten Kinderwunsch: Dazu nimmt man zunächst in drei aufeinander folgenden Monaten einmal pro Monat und zwar möglichst nüchtern am ersten Zyklustag eine Dosis à 5 Globuli Pulsatilla D200. Ab dem 15. Zyklustag folgt einmal täglich eine Gabe à 10 Globuli Pulsatilla D12 so lange bis die nächste Regelblutung eintritt. Dann beginnt man den Zyklus wieder mit Pulsatilla D200 und folgt nach 14 Tagen wieder mit Pulsatilla D12 (vergleiche Jaap Huibers: »Frau sein … Frau bleiben«).

Betrachtet man die Küchenschelle aus der Nähe, so entdeckt man gelbe Staubblätter, die wie Sonnenstrahlen aus der Tiefe ihrer violetten Blüte entspringen. Violett ist die Farbe der Mystik und des Übersinnlichen, in der Malerei auch Symbolfarbe der Melancholie und der Sehnsucht nach dem Göttlichen. Violett ist außerdem die dunkelste Farbe, blau die kälteste. Beide, also blaue wie auch violette Blüten wurden dem homöopathischen Ähnlichkeitsprinzip zufolge seit Jahrhunderten bei Melancholie gebraucht. Menschen, für die Pulsatilla eine Heilpflanze der Seele ist, neigen oftmals zu religiöser Schwermut.

Rezept: Lichtblick für Tränentiere

Die nachfolgende Rezeptur enthält neben den Blumen der Ostara auch das Sonnenmetall Gold und soll das aufsteigende Licht des Frühlings einfangen. Sie eignet sich für Menschen, die nah am Wasser gebaut haben, und sich mehr Nervenstärke sowie mehr Ausgeglichenheit wünschen.

• Aurum metallicum Dil. D10 (Gold)
• Bellis perennis Urtinktur (Gänseblümchen)
• Primula veris Urtinktur (Schlüsselblume)
• Pulsatilla pratensis Dil. D12 (Küchenschelle)
• Viola odorata Urtinktur (Veilchen, wohlriechendes)
jeweils 20 ml

Über eine Apotheke von Spagyra bestellen und mischen lassen oder die Einzelmittel direkt bei Spagyra bestellen (www.spagyra.at) und selber mischen.

Dosis: Zunächst 6–8 Wochen lang 2-mal täglich 15–20 Tropfen, danach bei Bedarf noch eine Zeit lang mit einmal täglich 15–20 Tropfen am Morgen fortfahren.

Buchtipp zum Thema

Lexikon der Frauenkräuter

Zur Beachtung!

Der Leser ist aufgefordert, Dosierungen und Kontraindikationen aller verwendeten Arzneistoffe, Präparate und medizinischen Behandlungsverfahren anhand etwaiger Beipackzettel und Bedienungsanleitungen eigenverantwortlich zu prüfen, um eventuelle Abweichungen festzustellen.

Die in diesem Artikel aufgeführten Rezepte und Behandlungshinweise verstehen sich ausschließlich als Lehrbeispiele und können daher auch weder den Arztbesuch noch eine individuelle Beratung durch einen Heilpraktiker bzw. Arzt ersetzen. Sie sind nicht als Ratschläge zu einer Selbstbehandlung gedacht, sondern wollen lediglich einen Einblick in Therapiemöglichkeiten geben! Die Einnahme der genannten Heilmittel wie auch die Anwendung der Rezepturen oder das Befolgen der Therapieempfehlungen geschieht stets auf eigene Verantwortung. Sollten Sie nicht die Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde haben und über eine entsprechende Erfahrung verfügen, ist es empfehlenswert, sich vor jeder Anwendung kompetenten Rat bei einem Arzt oder einer Ärztin, einem Heilpraktiker oder einer Heilpraktikerin einzuholen. Es ist in jedem Fall ratsam, sich vor der Anwendung eines Heilmittels über mögliche Gegenanzeigen oder Nebenwirkungen zu informieren. Auch sollte die nur modellhaft angegebene Dosierung grundsätzlich überprüft und individuell angepasst werden. Bitte beachten Sie ebenso alle Warnhinweise und Anwendungsbeschränkungen der jeweiligen Beipackzettel.

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