Immergrün – Blume der Inspiration

Von |2019-11-12T12:30:45+01:0021. April. 2018|Kategorien: Pflanzenportrait, Phytotherapie|Tags: , , , , |

Paracelsus erwähnte der Immergrün als Zauberpflanze gegen Besessenheit – es soll den Geist klären und das Gedächtnis stärken, vor allem aber verzaubert es uns mit seiner blauen Blüte

 

Schon Ende März verwandelt das kleine Immergrün (Vinca minor) den Waldboden in ein himmelblaues Blütenmeer. Früher hieß das Gewächs »pervinca«. Der Name bezieht sich darauf, dass die immergrüne Pflanze wie die Sonne unsterblich ist und den zerstörerischen Kräften des Winters entgeht. Einst wand man aus den Ausläufern Kränze und legte diese als Symbol der Unsterblichkeit in die Gräber. Der Kranz wie auch das Immergrün verkörpern den Sieg (latein. vincere = siegen) über den ewigen Wechsel zwischen Werden und Vergehen.
Tritt man näher heran, dann erscheinen die Blüten wie kleine Windräder, die aussehen, als ob sie sich gleich zu drehen beginnen könnten. In ihnen erkennen wir die Lichtspirale oder den gewundenen Pfad zum Bewusstsein wieder.

Unter den blaublühenden Pflanzen finden sich einige, welche die Wahrnehmungsfähigkeit steigern. Blaue Blumen gelten auch seit langem als Heilmittel für das Sonnenorgan Auge. Manche öffnen sogar den Blick für das Wesentliche. Darüber hin aus zeigt das Blütenblau die Geist anregenden Kräfte an, und eben dies spiegelt sich in alten Bräuchen wider: Kindern gab man früher bei der Einschulung mit dem Kranzkraut einen symbolischen Schlag auf den Kopf und sprach dazu: »Geh zu und lern was.« Damit wollte man die Geist anregenden Kräfte der blauen Blume auf das Kind übertragen.
Versäumte man dies oder hatte das Kind aus anderen Gründen Lernprobleme, so hängte man ihm das Immergrün in einem Amulettsäckchen um den Hals, »damit es gescheit wird«. Was für ein unsinniger Aberglaube, denken jetzt vielleicht die kritischen Leser. Ein Fünkchen Wahrheit steckt aber hinter jeder Volksweisheit. Beim sogenannten Aberglauben handelt es sich ja nur um den anderen, viel älteren Glauben, der nicht selten im Wissensschatz der Kelten und Germanen wurzelt. Immergrün zählte nämlich zu den Zauberpflanzen und Orakelblumen der Druiden. Die Priester sollen damit ihre Gedankenkräfte gesteigert haben.

Wissenschaftler konnten inzwischen nachweisen, was Miraculix auch ohne Labor längst wusste: Immergrün verbessert die Hirndurchblutung. Verantwortlich ist der Wirkstoff Vincamin. Das Alkaloid erhöht die Sauerstoffaufnahme und die Verwertung von Glukose im Gehirn. Der reine Wirkstoff ist jedoch verschreibungspflichtig bis einschließlich D3. Weil es leicht giftig oder auch stark wirksam ist, erhält man das getrocknete Kraut leider nur noch als Räucherdroge oder eben in homöopathischer Verdünnung (z. B. Vinca minor Dilution D2 von DHU). Die kurmäßige Einnahme stärkt dennoch das Gedächtnis. Manchmal können schon wenige Tropfen den »Dämon der Einfallslosigkeit« vertreiben. Ein Trank der Begeisterung kommt ohne diese Blume der Inspiration jedenfalls nicht aus.

Paracelsus erwähnt das Immergrün als Verschreikraut, darunter verstand man eine magische Wirkung gegen Besessenheit und Verfluchung. Im Kräuterbuch des Leonhart Fuchs ist es sogar mit einem Pentagramm in der Blüte abgebildet, dem schutzmagischen Zeichen.

 

aus dem Kräuterbuch des Leonhart Fuchs, 1543

 

Quelle: Heilmittel der Sonne (AT Verlag) von Margret Madejsky und Olaf Rippe

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