Ingwer durchlichtet die Gefühlswelt
»Der Ingwer ist sehr warm«, heißt es bereits bei Hildegard von Bingen in der »Physika «. Der Ingwer (Zingiber officinale) enthält Scharfstoffe, die ihn zu einem erwärmenden Gewürz machen. Paracelsus führte ihn daher u.a. in einer Rezeptur auf, die »den Lebensgeist warm erhalten« sollte (I/628), und nannte ihn mehrfach als schweißtreibendes Mittel (I/643, III/62, III/66). Man könnte auch sagen, dass der Ingwer ein heilsames Gewürz gegen die mangelnde Lebenswärme ist. Diese geht aber nicht nur mit ständigem Frösteln oder Kränkeln einher, sondern äußert sich auch durch Erkalten und Erlahmen der Verdauung sowie der Sexualkraft (Frigidität leitet sich vom lat. frigidus, »kalt«, her). Will man also die Bauch- und Beckenorgane sowie die Lebensgeister anfeuern, dann sollte man Ingwer reichlich gebrauchen.
Eine einfache und besonders schmackhafte Anwendung ist beispielsweise der Ingwerdekokt: Dazu nimmt man je nach Schärfetoleranz 1–2 TL frisch geschälte und fein zerkleinerte Ingwerwurzel und kocht diese in 1⁄4 l Wasser einige Minuten lang; dann lässt man das Ganze zugedeckt und mengt im trinkwarmen Zustand den Saft von 1⁄2 frisch gepressten Zitrone sowie 1 TL echten Bienenhonig bei.
Interessant ist auch, dass Paracelsus den Ingwer ganz im Sinne der Homöopathie als Fiebermittel gebrauchte (III/442), denn was Wärme zu erzeugen vermag, kann nach der Ähnlichkeitsregel auch fieberhafte Zustände heilen. Ebenso homöopathisch ist der Einsatz von Pfeffer (Piper longum und P. nigrum) gegen Sodbrennen, da hier ein scharfes und erhitzendes Gewürz gegen ein brennendes Leiden ins Feld geführt wird: »Jene, die viel Pfeffer oder viel Gewürz essen, wie es in Böhmen geschieht, leiden nicht an Sodbrennen« (I/819). Allerdings erfordert eine solche Vorgehensweise ein gutes Gespür für die Dosis, da magenempfindliche Menschen auch auf überwürzte Speisen Beschwerden bekommen. Für Paracelsus war der Pfeffer mit seiner erhitzenden Kraft ebenfalls ein antitartarisches Magenmittel, was bedeutet, dass es der Anregung der »inneren Alchimie« dient und wiederum Lebenswärme zuführt, z.B. in Form von Aqua vitae (II/93).
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Wie andere Sonnenpflanzen so ist auch der Ingwer ein Multitalent mit weit reichenden Heileigenschaften: Er eignet sich zur Darmsanierung wie auch als Mittel gegen Reisekrankheit oder Übelkeit im Rahmen einer Chemotherapie, mit ihm kann man bei Halsentzündung gurgeln oder auch Migräne lindern und vieles mehr. Doch seinen sonnigen Charakter offenbart der Ingwer, wenn man ihn als Ingwer-Nierenwickel zubereitet (siehe Rezept). Dann erwärmt er nicht nur die Nieren (= Meer der Lebensenergie), sondern er durchlichtet auch spürbar das Gemüt. Als Pflanze für die Seele ist der Ingwer besonders hilfreich bei Angsterkrankungen, nach Schockerlebnissen, Trennungen oder Verlustereignissen, denn in Form eines Kneippschen Wickels angewandt, entstaut er die Gefühlswelt und wird deswegen sogar in psychosomatischen Kliniken mit Erfolg eingesetzt.
Rezept: Ingwer-Nierenwickel
Wer ständig kalte Füße und ein großes Wärmebedürfnis im Beckenbereich hat, sollte einmal Ingwer-Nierenwickel gebrauchen. Der erwärmende Ingwer regt die Nieren und die Nebennieren an und verleiht seelische Ausdauer. Vor allem nach Dauerstress und seelischer Überlastung wirken Ingwer-Nierenwickel entstauend auf die Gefühlswelt. Weil die Niere auch als »Organ der Angst« bezeichnet wird, sind solche Kneippschen Wickel speziell bei Angsterkrankungen, nach Schock, Trennung oder Verlustereignissen angezeigt.
So wirds gemacht: 2–3 gehäufte Teelöffel Ingwerpulver in einer Schüssel mit 250 ml kochendem Wasser überbrühen und ein wenig abkühlen lassen. Ein Leintuch mit dem warmen Ingwerbrei bestreichen und über die Nieren legen. Dann ein Handtuch und eine Wärmflasche darüber geben und das Ganze mit einem Wickeltuch bedecken. Schließlich noch je nach Wärmebedürfnis eine Wärmflasche an die Füße geben und den Körper mit einer weiteren Decke warmhalten. Der Wickel sollte 15–20 Minuten einwirken. Falls das Ingwerpulver zu sehr brennt, kann man die Wärmeflasche entfernen. Anschließend sollte man noch 15–20 Minuten nachruhen und die Nierenzone mit Johanniskrautrotöl einreiben.
»Wenn man die Verstopfung des Lebensgeistes
beheben will, muss man den Lebensgeist warm
erhalten, damit er in der Hitze stark sei. Er soll
diaphoretisch (schweißtreibend) gemacht werden,
in seinem Wesen immer brennen und in Hitze
leben. Dies geschieht durch das Rezept: Rec. Croci
(Safran), Zinziberis (Ingwer), Theriacae
(Theriak).« (Paracelsus I/628)
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