Baldrian – Lichtblick in der Nacht

Von |2021-01-19T16:56:22+01:0013. Juni. 2018|Kategorien: Pflanzenportrait, Phytotherapie|Tags: , , , |

Einen Gegenpol zum sonnigen Johanniskraut finden wir im Baldrian (Valeriana officinalis). Er verdankt dem Lichtgott Baldur sogar seinen Namen. Allerdings wirkt im Baldrian eher das milde, vom Mond gespiegelte Sonnenlicht. Einer seiner vielen Beinamen lautet daher »Mondwurz«.

 

Der mondenhafte Charakter offenbart sich in den weißlichen Blüten, im feuchten Standort und nicht zuletzt auch in dem starken Geruch der Wurzeln. Weil Katzen durch den Baldriangeruch verrückt werden, lautet ein weiterer Beiname »Katzenwurzel«. Auch die Göttin Hertha steht mit der Lichtgestalt in Verbindung: Mit einer Gerte aus Baldrian ritt sie auf ihrem mit Hopfen gezäumten Hirsch durch den germanischen Götterhimmel. Symbolisch steht dieses Bild für die Heilkraft, mit der Baldrian wie auch der ähnlich wirkende Hopfen die nervöse Erregung zügeln. Noch im Mittelalter hängte man psychisch Kranken Schutzamulette mit der Wurzel um den Hals. Wegen des starken Geruchs galten diese als dämonenabwehrend. »Baldrian, Dost und Dill – da kann die Hex’ nicht wie sie will«, lautet eine Volksweisheit aus dieser Zeit.

Den Dämon der Schlaflosigkeit vertreiben

Valeriana leitet sich vom latein. valere ab, was »gesund sein« bedeutet. Im Englischen bezeichnete man das Gewächs als »all heal« (Allesheiler). Ein gesunder Schlaf ist zur Heilung jeder Erkrankung erforderlich und bildet die Voraussetzung für eine stabile Gesundheit. »Schlafen wir erst eine Nacht darüber « kann aber auch der Schlüssel zur Lösung schwieriger Entscheidungen sein. Baldrian fördert nicht nur den Heilschlaf, er kühlt in schwierigen Situationen auch das Gemüt. Untersuchungen zeigten, dass vor allem Kaltauszüge der Wurzel das Großhirn (Sitz des Bewusstseins) beeinflussen. Die Inhaltstoffe dämpfen das Wachzentrum nur auf sanfte Weise. Sie wirken vor allem regulierend auf das limbische System ein, das unter anderem für die Stressverarbeitung zuständig ist. Zubereitungen aus der Wurzel (z. B. Ceres Valeriana Urtinktur) wirken daher entspannend und begünstigen das Einschlafen eher indirekt, indem sie kopflastige Menschen erden. Am besten gebraucht man Baldrian in stressigen Zeiten als mildes Tagessedativum, damit die nervöse Erregung erst gar nicht Überhand nehmen kann. Denn wer tagsüber eine hektische Atemfrequenz entwickelt, kommt nachts nur schwer zur Ruhe. Besonders bewährt sind bei Schlafstörungen Kombinationspräparate mit Hopfen und Passionsblume (z. B. Sedacur forte Dragees von Schaper & Brümmer).

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Mondwurz hilft loslassen

Zahlreiche hirnwirksame Inhaltsstoffe sind inzwischen nachgewiesen, die dem Baldrian tiefgründige Heilkraft verleihen. Beim Trocknen der Wurzel wird z. B. Isovaleriansäure freigesetzt. Der Stoff macht den eigentümlichen Geruch aus, der den Katzen die Sinne raubt und den Menschen bei inneren Spannungszuständen beruhigt. Will man den charakteristischen Baldriangeruch beschreiben, dann könnte man ihn als balsamisch, warm und mütterlich bezeichnen. In der Tat kommt Isovaleriansäure auch in menschlichen Hautausdünstungen vor. Der Duftstoff gaukelt gewissermaßen menschliche Nähe vor, wirkt in schwierigen Lebenssituationen wie eine Umarmung und macht manchmal sogar die Einsamkeit vergessen. Die »Mondwurz« vermittelt gewissermaßen Geborgenheit und geleitet den Menschen in die Nacht. Daher werden  Baldrianextrakte in der Psychiatrie meist literweise vorrätig gehalten, um die nächtlichen Seelenkrisen aufzufangen. In einer Studie erwies sich Baldrian immerhin als ebenso wirksam bei chronischen Schlafstörungen wie Oxazepam (vergleiche Wagner, Vollmar und Bechtold: Pharmazeutische Biologie 2).

Heilen mit Sonne und Mond

Beide Lichtblumen des Baldur, Johanniskraut und Baldrian, helfen selbst schwierige Lebenssituationen zu bewältigen. Im Johanniskraut verkörpern sich die reinen Sonnenkräfte und im Baldrian wirkt das durch den Mond gespiegelte Sonnenlicht. Sonne und Mond sind Geschwister. Beide zusammen sind unsere kosmischen Taktgeber und geben als solche alle irdischen Rhythmen vor. Auch wer nicht offensichtlich krank ist, kann durch den bewussten Wechsel zwischen Erwärmung und Abkühlung, Aktion und Regeneration Energie tanken und die Lebenskraft stärken. Wie, erfahren wir bereits von Paracelsus, der über Johanniskraut schrieb: »Es soll auch nicht am Nachmittag oder in der Nacht genommen werden, sondern im Aufgang der Sonne und bei der Morgenröte oder in der Morgendämmerung.« (Paracelsus: Sämtliche Werke Bd. III S. 632) Diese paracelsische Grundregel zur rhythmischen Therapie lässt sich ebenfalls auf andere Sonnenheilmittel anwenden. Es macht also Sinn, Goldarzneien wie Aurum/Apis regina comp. von Wala (siehe Therapietipp Sonnendoping) oder Solunat Nr. 17 von Soluna (= Destillat aus Sonnenheilpflanzen) morgens nüchtern einzunehmen, um die Sonne im Geist und im Herzen aufgehen zu lassen. Analog sollte man mondenhafte Heilpflanzen wie Baldrian oder das Mondmetall Silber bevorzugt in der Abenddämmerung oder nachts einnehmen, damit die Heilmittel des Mondes den Heilschlaf und das Traumerleben vertiefen und die Regenerationskräfte anregen können.

Quelle: Heilmittel der Sonne (AT Verlag) von Margret Madejsky und Olaf Rippe

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Die in diesem Artikel aufgeführten Rezepte und Behandlungshinweise verstehen sich ausschließlich als Lehrbeispiele und können daher auch weder den Arztbesuch noch eine individuelle Beratung durch einen Heilpraktiker bzw. Arzt ersetzen. Sie sind nicht als Ratschläge zu einer Selbstbehandlung gedacht, sondern wollen lediglich einen Einblick in Therapiemöglichkeiten geben! Die Einnahme der genannten Heilmittel wie auch die Anwendung der Rezepturen oder das Befolgen der Therapieempfehlungen geschieht stets auf eigene Verantwortung. Sollten Sie nicht die Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde haben und über eine entsprechende Erfahrung verfügen, ist es empfehlenswert, sich vor jeder Anwendung kompetenten Rat bei einem Arzt oder einer Ärztin, einem Heilpraktiker oder einer Heilpraktikerin einzuholen. Es ist in jedem Fall ratsam, sich vor der Anwendung eines Heilmittels über mögliche Gegenanzeigen oder Nebenwirkungen zu informieren. Auch sollte die nur modellhaft angegebene Dosierung grundsätzlich überprüft und individuell angepasst werden. Bitte beachten Sie ebenso alle Warnhinweise und Anwendungsbeschränkungen der jeweiligen Beipackzettel.

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