Sonnengewürze wie Zimt oder Ingwer speichern die gleißende Sonne ferner Länder in Form von ätherischen Ölen oder Scharfstoffen und sind von ausgesprochen hitziger Natur. Dass sie die Sonne in die Küche bringen, kann man mit allen Sinnen wahrnehmen. Die aus Sonnenpflanzen zusammengestellten Curry-Mischungen färben Speisen sonnengelb. Ihr warmer, trockener oder feuriger Geschmack deutet auf reinigende Sonnenkräfte hin. Die meisten Sonnengewürze treiben den Schweiß, reinigen den Darm und töten eine Vielzahl von Krankheitserregern und manche vertreiben sogar den Dämon der Melancholie. Sonnengewürze heilen tiefgreifend, weil sie Lebenswärme spenden, Verdauung und Immunsystem anfeuern.
Ingwer durchlichtet die Gefühlswelt
»Der Ingwer ist sehr warm«, heißt es bereits bei Hildegard von Bingen in der »Physika«. Das feurige Wesen hat er seinen Scharfstoffen zu verdanken. Diese regen vor allem die Verdauung an. Dazu kann man ein oder zwei Teelöffel frischen Ingwer etwas zerkleinern und – je nach Schärfetoleranz – mit 200 ml kochendem Wasser überbrühen und einige Minuten lang ziehen lassen oder auch kurz auskochen. Mit etwas Honig gesüßt und mit etwas frisch gepresstem Bio-Zitronensaft schmeckt ein solcher Ingwerdekokt köstlich und wirkt darmreinigend. Wie andere Sonnenpflanzen so ist auch der Ingwer ein Multitalent mit weit reichenden Heileigenschaften: Er eignet sich zur Darmsanierung wie auch als Mittel gegen Reisekrankheit oder Übelkeit im Rahmen einer Chemotherapie, mit ihm kann man bei Halsentzündung gurgeln oder auch Migräne lindern und vieles mehr.
Doch seinen sonnigen Charakter offenbart der Ingwer, wenn man ihn als Ingwer-Nierenwickel zubereitet (siehe Rezept). Dann erwärmt er nicht nur die Nieren (= Meer der Lebensenergie), sondern er durchlichtet auch spürbar das Gemüt. Als Pflanze für die Seele ist der Ingwer besonders hilfreich bei Angsterkrankungen, nach Schockerlebnissen, Trennungen oder Verlustereignissen, denn in Form eines Kneippschen Wickels angewandt, entstaut er die Gefühlswelt und wird deswegen sogar in psychosomatischen Kliniken mit Erfolg eingesetzt.
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Rezept: Ingwer-Nierenwickel
Wer ständig kalte Füße und ein großes Wärmebedürfnis im Beckenbereich hat, sollte einmal Ingwer-Nierenwickel gebrauchen. Der erwärmende Ingwer regt die Nieren und die Nebennieren an und verleiht seelische Ausdauer. Vor allem nach Dauerstress und seelischer Überlastung wirken Ingwer-Nierenwickel entstauend auf die Gefühlswelt. Weil die Niere auch als »Organ der Angst« bezeichnet wird, sind solche Kneippschen Wickel speziell bei Angsterkrankungen, nach Schock, Trennung oder Verlustereignissen angezeigt.
So wirds gemacht: 2–3 gehäufte Teelöffel Ingwerpulver in einer Schüssel mit 250 ml kochendem Wasser überbrühen und ein wenig abkühlen lassen. Ein Leintuch mit dem warmen Ingwerbrei bestreichen und über die Nieren legen. Dann ein Handtuch und eine Wärmflasche darüber geben und das Ganze mit einem Wickeltuch bedecken. Schließlich noch je nach Wärmebedürfnis eine Wärmflasche an die Füße geben und den Körper mit einer weiteren Decke warmhalten. Der Wickel sollte 15–20 Minuten einwirken. Falls das Ingwerpulver zu sehr brennt, kann man die Wärmeflasche entfernen. Anschließend sollte man noch 15–20 Minuten nachruhen und die Nierenzone mit Johanniskrautrotöl einreiben.
Ingwer-Nierenwickel
Safran heilt die Trauer
Über besonders sonnige Heileigenschaften verfügt noch der Safran, das teuerste Gewürz der Welt. Mit ihm färbt man Kuchen oder Reis sonnengelb. Doch Safran erfreut nicht nur das Auge, das ja bekanntlich immer mitisst. Er ist mindestens ebenso heilkräftig wie auch wohlschmeckend. Neben dem Johanniskraut dürfte Safran die wichtigste Heilpflanze zur Behandlung von depressiven Verstimmungszuständen sein. Schon Paracelsus lobte den Safran und bezeichnete ihn als das beste Mittel gegen die Trauer. Inzwischen konnte man dem »Gold in der Küche« eine stimmungsaufhellende und euphorisierendeWirkung wissenschaftlich nachweisen.Täglich eine winzige Messerspitze in die Speisen getan, könnte so manches Antidepressivum ersetzen. Wer also voller Trauer ist oder aus anderen Gründen dunkle Gedanken hat, für den könnte der Safran ein Lichtblick sein. Arzneilich taucht er leider nur noch in wenigen Rezepturen auf. Einerseits findet sich Safran in Schwedenkräuter-Mischungen zum Selberansetzen (erhältlich in Kräuterläden und Reformhäusern). Dabei ergänzt er andere Sonnenheilpflanzen wie Engelwurz oder Myrrhe und wirkt im Zusammenspiel mit diesen verdauungsanregend, Lebenskraft stärkend und eben auch antidepressiv. Kein Wunder also, wenn immer wieder Menschen berichten, dass ihnen durch Kuren mit Schwedenkräutern wahre Wunderheilungen gelungen sind. Andererseits findet sich Safran in einem alchimistischen Sonnendestillat, dem Solunat Nr. 17 von Soluna, das ehemals »Sanguisol« hieß und dem Namen entsprechend Sonnenkraft ins Geblüt bringen soll. Nimmt man morgens nüchtern wenige Tropfen Sanguisol, dann geht im Herzen regelrecht die Sonne auf.
Weil es sich nur um ein Destillat aus Sonnenheilpflanzen wie Johanniskraut und Safran handelt, braucht man selbst bei Dauereinnahme keine Lichtempfindlichkeit zu befürchten.
Safrantinktur mit der roten Farbe des Lebens
Zimt feuert auch das Immunsystem an
Den feurigsten Charakter dürfte unter den Sonnengewürzen der Zimt haben. Als Gewürz wie auch als Räucherwerk blickt er auf eine viele Tausend Jahre alte Tradition zurück. Zimt wurde schon in der Bibel erwähnt. Im alten Ägypten diente er als Bestandteil von Salbölen, und die aromatische Rinde war in der berühmten Sonnenräucherung »Kyphi« enthalten.
In unseren Breiten erfreut er sich vor allem als Sonnengewürz für traditionelle Winterspeisen wie Milchreis mit Zimt und Zucker sowie für Lebkuchen oder Zimtsterne großer Beliebtheit. Zimt erwärmt die Seele und stärkt darüber hinaus auch noch die Abwehrkräfte. Schon in den 1990er-Jahren hat das Hygieneinstitut Freiburg auf der Suche nach volksmedizinischen Antworten auf resistente Krankenhauskeime Zimt als pflanzliches Breitbandantibiotikum entdeckt. Zimtaldehyde gehören mit zu den stärksten antimikrobiellen Pflanzeninhaltsstoffen. 98 Prozent aller Krankheitskeime werden durch Zimt entweder abgetötet oder im Wachstum gehemmt (vergleiche Wabner und Beier: Aromatherapie). Die antiinfektiöse Wirkung erfasst nicht nur eine Vielzahl von Bakterien, sondern auch Typhuserreger, Amöben und Candida albicans. Eben wegen seiner antibiotischen Kräfte gebraucht man das Gewürz in warmen Ländern auch zur Haltbarmachung vieler Speisen. Insbesondere wer unter mangelnder Lebenswärme leidet und vielleicht sogar nachweislich Darmpilz hat, sollte dieses sonnenhafte Gewürz reichlich gebrauchen.
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