Die Schwarze Nieswurz (= Christrose, Helleborus niger) zeigt deutlich mondhafte und saturnale Signaturen, die dem Winter entsprechen. Rudolf Steiner verwies auf ein eventuelles Heilmittel beim Krebsgeschehen, wobei er meinte, die Schwarze Nieswurz würde am besten in potenzierter Form helfen und mehr bei Männern als bei Frauen wirken.
Wie die Mistel hat auch die Nieswurz ein eigentümliches Wachstumsverhalten. »Der Lebensrhythmus der Christrose stemmt sich gegen den Kräfterhythmus des Erdenjahres. Er bringt die Pflanze zur Blüte, wenn rings alles Leben sich in Samen und Wurzel zurückgezogen hat. (…) Nicht Johanni, sondern Weihnachten ist die Zeit dieser Blüte. (…) Die anmutig geneigte, schneeweiße Blüte ist nach dem Abblühen nicht dem Verwelken und Absterben der normalen Blüten ausgeliefert, sondern überdauert; das Schneeweiß wird purpurn, dann grün und lebt als richtig Blatthaftes ins kommende Frühjahr hinein in seinem Kelchblattteil weiter« (W. Pelikan, 1958).
In der weißen Blüte zeigt sich deutlich eine mondhafte Signatur, während sich in der eigentümlichen Metamorphose von Blüte und Blatt der Saturn zeigt und das Sal-Prinzip. Saturn finden wir auch in den düster erscheinenden, ledrigen Blättern, die den Winter überdauern und erst absterben, wenn sich neue im Mai gebildet haben (Venuszeichen Stier!). Das Blatt ist – typisch für Hahnenfußgewächse – fingerförmig, was auch etwas auf den Merkur hinweist. Alle Nieswurzarten werden wegen ihres widerlichen, betäubenden Geruchs vom Vieh nicht berührt (G. Madaus, 1987), was ebenfalls auf Saturn deutet, besonders bei der Stinkenden Nieswurz (Helleborus foetidus).
Stinkende Nieswurz auf der Schwäbischen Alb
Paracelsus verwendete die Nieswurz nach antiker Tradition vor allem als Purgativum zur Entgiftung und bei psychischen Erkrankungen, z.B. Epilepsie und Wahnsinn (speziell bei alten Menschen). Weitere Indikationen sind Lähmungen nach Schlaganfall, Gicht und Wassersucht. Da die Pflanze diuretisch wirkende Herzglykoside enthält, ist vor allem letztere Indikation auch aus wissenschaftlicher Sicht vertretbar.
Für alle vier Indikationen verwendete Paracelsus Zubereitungen aus der Wurzel. Da er um deren Giftigkeit wusste, gebrauchte er sie auch in einer spagirischen Zubereitung als Destillat. Die Pflanze ist heute rezeptpflichtig, wir müssen daher auf potenzierte oder spagirische Zubereitungen zurückgreifen, sofern man nicht als Arzt tätig ist.
Alle Indikationen und Angaben zur Giftigkeit in alten Büchern von Hildegard bis Tabernaemontanus bezogen sich auf antike Autoren wie Theophrast oder Dioskurides. Hier ist es wichtig zu wissen, dass man in der Antike nur die wesentlich giftigere Art Helleborus orientalis kannte (H. Fischer, 1936), während man in neuerer Zeit ausschließlich die eher schwach giftige Art Helleborus niger verwendete. Diese ist zwar ebenfalls ein drastisches Purgativum mit digitalisähnlicher Herzwirksamkeit, doch gilt dies speziell für die Wurzel, die zwölf Mal giftiger sein soll als die Blätter (E.F. Scheller, 1977). Vergiftungssymptome sind Schwindel, Herzklopfen, Erbrechen, Durchfall, Kolikschmerz, Delirien und Kollaps.
Für sein Rezept des langen Lebens verwendete Paracelsus nun aber nicht die Wurzel, sondern junge Blätter (leider sind alle Teile der Pflanze rezeptpflichtig, so dass es keine entsprechenden Handelspräparate gibt). Die oberirdischen Teile enthalten ebenfalls Herzglykoside und Saponine, jedoch nur in abgeschwächter Form, und auch die purgative Wirkung ist bei den Blättern sehr viel geringer. Paracelsus hatte richtig entdeckt, dass man für eine langfristige Einnahme, die bei einem Lebenselixier ja notwendig ist, unbedingt mit schwachen Dosen arbeiten sollte. Er wusste zwar noch nichts über Herzglykoside, erkannte aber bereits die Bedeutung einer stetigen, minimalen Reiztherapie zur Herzstärkung (R.F. Weiß, 1991). »Sehr aufschlussreich sind demgegenüber phytochemische Untersuchungen von Martinek über die Blätter von Helleborus niger. Er fand in den getrockneten Blättern aus Frischpflanzen ein bisher unbekanntes, gut kristallisierbares Glykosid. Dadurch gewinnen die Angaben von Paracelsus einen neuen Aspekt. Es handelt sich bei seinem Lebenselixier […] also um nichts anderes als um die Verabfolgung eines Herzglykosids in kleinen Mengen. Das erinnert an die Feststellung von Fahrenkamp vor einigen Jahrzehnten, der kleine Dosen von nur etwa 5–10 Tropfen Digitalistinktur pro Tag bei alten Leuten gab und davon Gutes sah. Paracelsus hatte offensichtlich sehr richtig herausgefunden, dass die getrockneten Helleborus-Blätter besser vertragen werden als Zubereitungen aus dem Wurzelstock« (Deutsche Apothekerzeitung 123, 1983, 623; Martinek, Planta medica 24, 1964, zit. n. R. F. Weiß, 1991).
Veranstaltungen Phytotherapie
In der richtigen Dosierung soll man mit einem Lebenselixier aus Nieswurzblättern das Alter des Methusalem leicht übertreffen können – 100 bis 140 Jahre wären nichts Besonderes, so wenigstens die Werbebotschaft des Meisters (III/116). Als Zubereitung empfahl er eine Milchzuckerverreibung, die sich bei vielen Pflanzen bewährt hat, wenn man sie längere Zeit verwenden möchte: »Merket euch zuerst von den Kräften der alten Nieswurz, die sie in den Blättern hat, nämlich in der Bereitung, dass sie in dem Zeichen der Erhaltung abgebrochen werden soll. Sie soll im Schatten in trockener Luft gut gedörrt, dann aufs kleinste gestoßen und mit wenig Zucker vermengt werden« (IIII/601).
Da man auf jeden Fall ganz junge Nieswurzblätter verwenden muss (nur sie enthalten überhaupt etwas Saft, der sich mit Zucker vermischen lässt), ist unter dem Zeichen der Erhaltung eindeutig die Sonne im Sternzeichen Stier zu verstehen (fixes Zeichen, Element Erde). Es handelt sich um eine Blattdroge, und daher ist der zunehmende Mond zum Sammeln und zur Zubereitung günstig, besonders bei Stellung im Löwen (Zeichen der Vitalität und Herzbezug). Im Lehrbuch der biologischen Heilmittel von Gerhard Madaus findet man einen weiteren astrologischen Hinweis, der von dem antiken Autor Theophrast stammen soll. Dort heißt es, dass man die Blätter sammeln soll, wenn der Saturn hoch steht und dabei einen positiven Winkel zu Jupiter und Mond bildet. Dies bedeutet, dass man warten muss, bis Saturn über dem Horizont in der Himmelsmitte steht – in dieser Stellung hat jede Planetenkraft einen besonders starken Einfluss; gleichzeitig wären Trigone oder Sextile zu Mond und/oder Jupiter günstig, da diese beiden Kräfte für Vitalität und Regeneration stehen. Da man das Präparat ja ohnehin selbst herstellen muss, ist es möglich, solche Hinweise zu berücksichtigen.
Weiter empfiehlt Paracelsus als Dosis zwei Mal am Tag die Menge zwischen drei Fingern. Die Dosis ist also nicht sehr hoch. Man soll auch auf den Allgemeinstatus achten, was bedeutet, dass nur robuste Naturen die volle Dosis bekommen. Wenn man gleichzeitig bedenkt, dass die Menschen insgesamt deutlich empfindlicher geworden sind, sollte man die Dosis zunächst einschleichen und nur langsam erhöhen.
Die Schwarze Nieswurz verwendete Paracelsus bei Melancholie und bei saturnalen,
schwächenden Krankheiten. Das Bild zeigt neben der Pflanze selbst (links unten)
einen Kranken, um dessen Seele sich Arzt und Teufel streiten; ferner den Kriegsgott
Mars, der die erneuernden Kräfte des Frühlings symbolisiert. Darüber sieht man
die Medizin und die Natur (Physica) als Göttinnen. Ganz oben sind die Schicksalsgöttinnen
zu sehen, darunter auch der Tod, der den Lebensfaden durchschneidet,
welchen die Göttin Natur in Händen hält. Die Göttin Medizin hingegen richtet einen
Pfeil auf den Tod, als Symbol für die Arzneikunst.
Titelkupfer aus Microcosmus hypochondriacus sive de melancholia hypochondriaca von Malachias Geiger, 1651
Nieswurzblätter finden wir bei Paracelsus auch als Bestandteil in seinem »Rezept der Erhaltung« (III/116). Mit diesem Rezept befasste sich E. F. Scheller sehr ausführlich in seinem Buch Langlebigkeit mit Paracelsus-Arzneien. Das Rezept ist zunächst etwas rätselhaft, es lautet: Florum sectarum 1 Unze, Foliorum Daurae 5 Unzen, je eine halbe Unze Essentiarum Auri und Perlarum, Quintae Essentiae Croci, Chelidoniae und Melissae jeweils 5 Drachmen (Unze entspricht 35 g; 1 Drachme = 1/96 Pfund, 1 Pfund entspricht zwischen 350–560 g, je nach Apothekerverordnung. 1 Drachme = ca. 3,65–5,8 g. Als Mittelmaß nimmt man 4,36 g, damit sind 5 Drachmen = 21,8 g).
Von diesem Rezept soll man ungefähr ab dem 50. bis 60. Lebensjahr einmal im Monat eine Drachme einnehmen (4–5 g), diese Dosis steigert man ab dem 70. Lebensjahr auf einmal pro Woche und ab dem 90. oder 100. Lebensjahr auf alle drei Tage (III/116).
Folia Daurae wird von Scheller überzeugend als Nieswurzblätter übersetzt, also sind wohl die zuvor genannten Milchzuckerverreibungen gemeint, da keine weiteren Herstellungsvorschriften angegeben wurden. Bei Essentiarum Auri handelt es sich natürlich um eine alchimistische Goldzubereitung, die Paracelsus als das stärkste Confortativum bezeichnete. Perlarum ist in Essig gelöste Perle, die man zusätzlich durch spagirische Verfahren vergeistigt.48 Sie gilt seit ältester Zeit als Verjüngungsmittel: Schon Kleopatra soll sie gebraucht haben. Die Perlenessenz »stärkt so, dass seinesgleichen unter den Edelsteinen nicht gefunden werden kann« (Paracelsus II/92). Croci ist der königliche Safran, Chelidoniae das Schöllkraut und Melissae das venusische Lieblingsmittel des Paracelsus, die Zitronenmelisse; alle drei Pflanzen soll man in einer spagirischen Zubereitung verwenden (Quintessenz).
Was aber soll man unter Florum sectarum verstehen? Hierzu schrieb Scheller (1977): »Der Plural von Florum sectarum (von secare, sectum, schneiden, geschnitten), was zunächst eine Menge geschnittener Blüten bedeutet, zeigt an, dass es sich um eine Menge verschiedener Blüten handeln muss. Solche kann es nur auf den Wiesen geben, die voll Gräser steht. Es darf also nach dem Sprachgebrauch der Pharmazeuten graminum ergänzt werden, so dass es sich um Blüten geschnittener Gräser handelt. Heute würden wir sagen geschnittene Heublumen (…). Demnach ist das anfänglich unklare und teilweise unverständliche Rezept entschlüsselt und wie folgt nach moderner Schreibweise zu lesen:
Elixier der Lebenserhaltung
Rp.
Florum gramin. spag. Ess. 40 ml
Hellebori nig. spag. Ess. 200 ml
Solut auri colloid 1% aquos.
Essentiae perlar. aa 20 ml
Croci spag. Essenz
Chelidonii spag. Ess.
Melissae spag. Ess. aa 25 ml
M. D. in vitro S. 1 × wöchentlich 1 Teelöffel in etwas Wein
Leider ist das Rezept, wie es Scheller angibt, heute nicht mehr über die Apotheke lieferbar – es sei denn, man würde eine (unbezahlbare) Sonderanfertigung bestellen. Spagirische Zubereitungen von Heublumen und Nieswurzblättern sind nicht zu bekommen, auch eine spagirische Zubereitung der Perle gibt es nicht. Natürlich könnte man eine Eigenherstellung versuchen; diese setzt aber umfangreiche Kenntnisse voraus. Da uns dies alles etwas kompliziert erscheint, plädieren wir für eine andere Lösung (siehe Rezept Spiritus vitalis).
Statt Heublumen nehmen wir Schachtelhalm (Equisetum arvense) in einer spagirischen Zubereitung aus der ganzen Pflanze. Er bildet mit seinen Signaturen einen idealen Synergismus zur Nieswurz und zum Kalkprinzip der Perle (Mond-Saturn). Er wächst am liebsten auf ausgelaugten Böden, um diese mit kosmischer Energie aufzuladen. Als Bodenheiler verbessert er die mineralische Zusammensetzung bis in einige Meter Tiefe, also bis in einen Bereich, in den seine Wurzeln gar nicht reichen. Durch einen Freund, der bei der Gesellschaft für Strahlenforschung tätig war, wissen wir von Anpflanzungsversuchen auf verseuchten Böden, die durch Schachtelhalm wieder nahezu »jungfräulich « wurden.
Man verwendet ihn seit ältester Zeit zur Verjüngung und als krebswidriges Mittel. Er wirkt reinigend auf das Bindegewebe, verbessert als Kieselsäuredroge die Abwehr und die Lungenfunktion, stärkt auch das Nervenkostüm und ist zusammen mit Kalk ein wichtiges Mittel, um einer Entmineralisierung der Knochen vorzubeugen (Osteoporose). Natürlich könnte man statt Schachtelhalm auch andere der besprochenen Mittel verwenden, wenn man das Gefühl hat, dass diese passen würden – der therapeutischen Fantasie sind zum Glück keine (bürokratischen) Schranken gesetzt.
Wir verzichten auch auf Nieswurzblätter und verwenden stattdessen eine spagirische Zubereitung, die wie beim Schachtelhalm aus der ganzen Pflanze gewonnen wurde; Gleiches gilt für Safran, Melisse und Schöllkraut. Bei der Perle begnügen wir uns mit potenzierter Austernschale in Essig gelöst, also der Mutter der Perle, die man ebenfalls Mond und Saturn unterstellt (chemisch sind beide Calciumkarbonat). Bei Gold eignet sich am besten die kolloidale Zubereitungsweise, da diese durch ihre rubinrote Farbe der Sonnenkraft am nächsten kommt und eine besondere Sympathie zum Blut zeigt.
Spiritus vitalis
Die Mischung ist eigentlich nicht zur Behandlung von Krankheiten gedacht, sie soll vielmehr den Lebensgeist energetisieren und Alterungserscheinungen entgegenwirken. Die Mischung baut auf dem Rezept der Erhaltung nach Paracelsus auf.
Jeweils 10 ml
Aurum colloidale D4
Calcium aceticum D6
Crocus sativus spag. D3
Helleborus niger spag. D4 aa 10.0
Jeweils 20 ml
Chelidonium majus spag. Urtinktur
Equisetum arvense spag. Urtinktur
Melissa off. spag. Urtinktur
Das Rezept kann man sich bei der Lindenapotheke in Pfaffenhofen mischen lassen
Spätestens ab dem 60. Lebensjahr einmal täglich 10 Tropfen; mit zunehmendem Alter bis zu 3 × täglich 10 Tropfen steigern. Wir würden uns über ein Feed-back ab 100 freuen.
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