Wenn Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) die Wiesen schmücken, ahnen wir bereits, dass die Natur bald in ihren Winterschlaf versinkt. Der Volksmund nennt sie »Winterkünderin«, »Winterhauch« und »Abendmai« (mai = Blume), denn ihre Blüten verabschieden das Sonnenhalbjahr.
Die Lichtblume des Jahresabends scheint mit ihrer Leuchtkraft das herbstliche Farbenspiel der übrigen Natur noch übertrumpfen zu wollen. Ein strahlenartiges Büschel safrangelber Staubblätter entspringt den blassvioletten Blütensternen. Man lasse sich aber von dem bezaubernden Anblick nicht täuschen, denn die blattlose Blüte mit dem violetten Schimmer birgt einen mächtigen Pflanzengeist. Ihr botanischer Name, Colchicum autumnale, leitet sich von Kolchis ab, der Heimat der Giftmischerin Medea. Die Pflanze ist für Menschen wie auch für Tiere giftig.
Traurigen Ruhm erlangte in den achtziger Jahren ein Fall, der durch die Presse ging. Ein Mann, der sich eine Bärlauchsuppe zubereiten wollte, sammelte versehentlich die Blätter der Herbstzeitlosen. Kurz nach dem Verzehr erkrankte er und starb schließlich im Krankenhaus. Diese fatale Verwechslung hätte nicht sein müssen, denn Bärlauch riecht knoblauchartig, und zudem meidet er die sonnigen Wiesen, welche die Herbstzeitlose besiedelt.
Erfahrene Volksheilkundler begegnen der Pflanze nicht immer mit dem Respekt, den sie üblicherweise den Giftpflanzen entgegenbringen. Für sie ist die Herbstzeitlose heute noch eine Schutzpflanze vor den Schäden des Winters. Manche bestreichen die Augenlider mit der ersten Blüte im Herbst: Dies soll den ganzen Winter über munter halten. Andere bereiten aus der »Zeitlosen« eine Salbe gegen Frostschäden. Solche Salben gebrauchte man einst zur Einreibung von Krebsgeschwüren. Heute nutzt man meist nur noch die homöopathischen Verdünnungen. Zum Beispiel ist Colchicum D4 in Lymphdiaral DS Salbe von Pascoe enthalten, die sich unter anderem zur Begleitbehandlung von Lymphknotenschwellungen und Lymphabflussstörungen bewährt hat.
Das Hauptanwendungsgebiet der Herbstzeitlosen ist jedoch die Gicht. Ein Loblied auf die Heilwirkung bei dieser häufigen Stoffwechselerkrankung singt vor allem Rudolf Fritz Weiß in seinem Lehrbuch der Phytotherapie: »Eine Unmenge von Geheimmitteln gegen die Gicht enthalten nichts anderes als Colchicum. Ein Schmerzanfall, der nicht prompt auf Colchicum reagiert, ist keine Gicht!« Die Heilwirkung bei Gicht führt man in erster Linie auf Colchicin zurück. Das Alkaloid hemmt die Aktivität sogenannter Fresszellen (Phagozyten), welche die Harnsäurekristalle sonst aufnehmen und dadurch eine Entzündungsreaktion in Gang bringen würden. Der Wirkstoff hat sich in wissenschaftlichen Studien außerdem als zellteilungshemmend erwiesen. Er gilt als zytostatisches Mitosegift. In Versuchen bildete der Wirkstoff, wenn er knapp unter die Haut gespritzt wurde, Tumore zurück.
Doch man kann auch Salben mit Colchicum (z. B. Thyreodoron-Salbe von Weleda, verschreibungspflichtig!) beispielsweise bei oberflächlichen Tumoren oder als Begleitmittel bei inoperablem Schilddrüsenkrebs versuchen. Der Herbst entspricht im Lebenskreis dem Alter. Daher verwundert es nicht, dass die Herbstzeitlose als Heilpflanze für den Lebensabend erweist, wenn der Stoffwechsel und das Immunsystem allmählich erlahmen und erkalten. Gerade weil sie »zeitlos« ist und erblüht, wenn sich die übrige Vegetation zurückzieht, dient sie dem alternden Körper als Heilmittel.
Colchicum aus dem Kräuterbuch des Leonhard Fuchs, 1543
Therapiekonzept bei Gicht
Bei den schmerzhaften Gelenksentzündungen durch Harnsäurekristalle (Gicht) ist guter Rat teuer. Abgesehen von Basenkost hilft dann nur noch eine Arznei, die möglichst rasch die Entzündung lindert. Die homöopathischen Tiefpotenzen der Herbstzeitlosen wie etwa Colchicum D4 leisten dies; im Akutfall genügen meist 3- bis 5-mal täglich 8 bis 10 Globuli. Noch stärker wirkt der homöopathisch verdünnte Hauptwirkstoff der Herbstzeitlosen: Colchicinum D4 Globuli von Remedia.
Ergänzend sollte man die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren fördern. Hierzu hat sich Vollmers Grüner Hafertee N bewährt. Im akuten Anfall trinkt man von diesem Tee mindestens einen halben Liter täglich. Der Tee ist noch wirksamer und schmackhafter, wenn man den frischen Saft einer Bio-Zitrone sowie ein bis zwei Teelöffel echten Bienenhonig beimengt. Zusätzlich verschaffen kühlende Breiumschläge mit frisch gequetschtem Giersch (Aegopodium podagraria) Linderung. Das alte Gichtheilkraut kann man außerdem das ganze Sonnenhalbjahr über mit der Nahrung zuführen (z. B. in Suppen oder auf Brot), dann leitet es ebenfalls Harnsäure aus.