Heilen mit Edelsteinen – zum 900. Geburtstag der Hildegard von Bingen – von Olaf Rippe

„… so ließ Gott weder die Schönheit noch die Kraft dieser Edelsteine zugrunde gehen, sondern er wollte, dass sie auf der Erde seien zu Ehre und Segnung und für die Heilkunst“ (Hildegard von Bingen, 1098 – 1179)

Edelsteine faszinieren den Menschen seit Urzeiten. Rudolf Steiner meinte, sie wären die Sinnesorgane höherer Wesenheiten. Sie dienten als Grabbeigabe, um der Seele den Weg durch die Totenwelt zu erhellen. Magischer Schmuck sollte das Böse abwehren und Priester trugen funkelnde Geschmeide, um ihre göttliche Berufung zu verstärken. Spätestens seit der Antike nutzte man Edelsteine auch heilkundlich. Von Plinius, Dioscurides oder Galen stammen zahlreiche Anwendungshinweise, die von der Medizin des Mittelalters übernommen wurden und zum großen Teil noch heute Gültigkeit haben.

Die Träume der Hildegard

Das geheimnisvolle Leuchten, die scheinbare Unvergänglichkeit, Formenvielfalt und verschwenderische Farbenpracht der Edelsteine inspirieren den Geist und „sie sind Pforten in die Welt der Visionen“ (Chr. Rätsch). In dieser Welt lebte Hildegard von Bingen und aus ihr schöpfte sie ihre Weisheit über die besonderen Kräfte der Natur. Paracelsus sagte von ihr, dass sie von der Heilkraft der Arzneien träumt. In Hildegards Buch „Physica“ finden sich ihre visionären Eingebungen über die Wirkung von Pflanzen, Tieren, Metallen und Edelsteinen. Von den zahlreichen Edelsteinen, die im Mittelalter als Heilmittel bekannt waren, beschränkte sich Hildegard vor allem auf Erwähnungen von Steinen in der Bibel (1) wie Karneol, Rubin, Saphir, Smaragd oder Topas. Viele ihrer Angaben erscheinen zunächst merkwürdig und werden erst verständlich, wenn man sich in das magische Weltbild des Mittelalters einfühlt. Grundlage des Denkens waren vor allem die antike Vier-Elementenlehre und die Astrologie, aber auch Naturgeister, Engelwesen und Dämonen galten als alltägliche Phänomene.

Hildegard bekommt ihr Wissen offenbart

Magischer Schutz vor Pest, Tod und Teufel

Gemütsleiden galten im Mittelalter meist als eine Folge dämonischer Besessenheit. Als Heilmittel benutzte Hildegard vor allem Edelsteine, denen sie eine besondere schutzmagische Wirkung zusprach: „Aber der Teufel scheut und hasst und verschmäht die Edelsteine, weil er sich erinnert, dass ihre Schönheit in ihnen erschien, bevor er von der ihm von Gott verliehenen Ehre hinabstürzte, und weil auch gewisse Edelsteine vom Feuer entstehen, in dem er seine Strafe hat“. Neben seelischen Leiden und Zuständen von Besessenheit, umfassen die Indikationen von Edelsteinen nach Hildegard im Prinzip alle damals bekannten Krankheitsbilder, vor allem aber Krankheiten der Nerven und der Sinnesorgane, fieberhafte Infekte, Entzündungen, Vergiftungen, Herzleiden, Schwächezustände, sexuelle Störungen und Schmerzsyndrome.

Die besonderen Kräfte der Edelsteine

„In der Gegend des Orients und in jenen Gegenden, wo allzu große Hitze der Sonne herrscht, entstehen die Edelsteine und Juwelen“ (H. v. Bingen). Ihre heilenden Kräfte erhalten Edelsteine also aus dem glühenden Licht der Sonne. Dies ist eine Metapher für das Wirken der Schöpfungsmächte, die nach alter Auffassung mit der Sonne identisch sind. Das Licht wird im Osten geboren, von dort kommt alle Weisheit und in den Strahlen der Morgenröte findet der Mensch seine spirituelle „Orient“-ierung. In seinem Buch „Die Steine der Schamanen“ beschreibt der Ethnopharmakologe Dr. Christian Rätsch die transzendente Wirkung von Edelsteinen: „Die Zaubersteine sind Katalysatoren für die Selbstverzauberung des eigenen Bewusstseins (…). Beim rituellen Gebrauch von Zaubersteinen können wir lernen, wieder das Wunder in der Natur zu sehen und der Schöpfung mit mehr Respekt zu begegnen. (…) Sie (die Zaubersteine) können so als mystische Boten der Evolution erkannt werden; sie sind Botschafter, die uns unsere eigene Stellung im Universum verdeutlichen.“

Fadenkreuzamulett mit Bergkristall

Signaturen der Edelsteine

Die individuellen Eigenschaften der Steine erkennt man durch ihre Signaturen. Je nach Farbe, Lichtspiel, Form und Konsistenz ergeben sich unterschiedliche Indikationen. Luzide Steine mit ausgeprägtem Licht- und Farbenspiel dienen vor allem zur Therapie der Nerven-Sinnes-Organe und zur Anregung der Geistestätigkeit, opake Steine dagegen eher zur Behandlung körperlicher Leiden. Rote Steine wie Jaspis oder Rubin erwärmen, blaue Steine wie Topas oder Saphir vergeistigen und kühlen. Heute kennen wir zudem die chemische Zusammensetzung, die weitere Rückschlüsse auf eine eventuelle Heilwirkung zulässt. Dieser Punkt ist besonders wichtig, weil sich hieraus Korrelationen zur Anwendung homöopathischer Mineralien und zur Oligotherapie ergeben. Auch begleitende Erze liefern manchmal Anhaltspunkte. So kommt Topas gerne zusammen mit dem Lebermetall Zinn vor; daher die Therapieidee von Topas bei Leberleiden und leberbedingten Störungen des Temperaments.

Heilen mit Edelsteinen

Neben Indikationen beschreibt Hildegard auch ausführlich die Anwendungsformen von Edelsteinen: Tragen von Schmucksteinen, Verwenden von Handschmeichlern, Einspeicheln der Steine, oft mit anschließendem Einführen in Körperöffnungen, Einlegen in Öl mit anschließender  Massage von erkrankten Körperpartien, Anwendung von Pulver, meist in Wein gelöst, Gebete und Bannsprüche bei der Anwendung von Steinen.

Sämtliche Möglichkeiten werden heute noch von Therapeuten auf der ganzen Welt genutzt. Aber die Zeit ist nicht stehen geblieben, und heute eröffnet uns die Homöopathie ungeahnte neue Möglichkeiten der Therapie mit Edelsteinen. Die Potenzierung der Steine setzt ihr geistartiges Potential frei und ermöglicht somit eine tiefgreifendere Heilwirkung, als mit anderen Therapiemethoden. Dabei zeigt sich in der Praxis, dass die Angaben der Medizin des Mittelalters meistens auch auf potenzierte Steine zutreffen, das Spektrum der Heilanwendungen jedoch deutlich erweitert ist. Es ist vor allem ein Verdienst der anthroposophischen Firmen Weleda und Wala, dass diese wunderbaren Heilmittel nicht in den Irrungen des esoterischen Dschungels untergehen, sondern eine ernstzunehmende Bereicherung des homöopathischen Arzneischatzes darstellen. Einige Beispiele sollen dies verdeutlichen.

Amethyst

Amethyst
gr. a methyo (nicht trunken sein) – Violettgefärbte Quarzvarietät (Weleda: Ampullen D12, D20; Verreibung D6, D10; Wala: Ampullen D15):

Nach der Signaturlehre ist Violett die Farbe der astralen, übernatürlichen Welt. Heiliger Stein des griechischen Ekstasegottes Dionysos (Chr. Rätsch). Schmuckstein der Bischöfe. Stein der karmischen Erinnerung. Fördert mediale Fähigkeiten und das Traumbewußtsein (2). Begleitmittel in der Suchttherapie, besonders Alkoholismus (amethyo = nicht trunken sein). Reaktionsmittel der Psyche. Amethyst greift tief ins Unbewusste ein (siehe Bergkristall und Diamant); ergänzt Silber und Quarz/Silicea. Amethyst verbessert den Hautstoffwechsel, daher in Kosmetika einarbeiten: „Ein Mensch aber, der Flecken in seinem Gesicht hat, der mache den Amethyst mit seinem Speichel feucht, und mit dem so befeuchteten Stein bestreiche er die Flecken, (…) und das tue er oft, und er wird eine zarte Haut und eine schöne Farbe im Gesicht haben“ (H. v. Bingen). Enthalten in „Akne – Kapseln“ (Wala) zur Behandlung chronischer akniformer Hautleiden.

Bergkristall
= Quarz; gr. krystallos (Eis) – Siliziumdioxid (von Wala, Weleda, Staufen-Pharma als Dilution, Globuli und Ampullen in zahlreichen Potenzen lieferbar):

Seit Urzeiten wird der Bergkristall von Heilern auf der ganzen Welt als magisches Werkzeug zur Hellsicht und Abwehr von Krankheitsdämonen gebraucht (Chr. Rätsch). Silizium ist neben Sauerstoff das häufigste Element der Erdrinde. Es bildet das Gerüst der Erde. Es ist die Stützsubstanz von Pflanzen, die sie aus der Erdenschwere zum Licht der Sonne emporstreben läßt (H. Schramm). Entsprechend ist Silizium ein wichtiges Mittel zur Festigung des Bindegewebes und der Wirbelsäule. In pflanzlicher Form kommt Silizium besonders in Schachtelhalm und Bambus vor, beides sind wichtige Bestandteile der Discipräparate von Wala zur Therapie der Wirbelsäule. Die homöopathischen Indikationen von Quarz sind ähnlich denen von Silicea (gefällte Kieselsäure). Silizium stimuliert die Abwehrprozesse, besonders bei Neigung zu chronischen Entzündungen und bei mangelnder Rekonvaleszenz, zudem ist es ein wichtiges Mittel bei Impfschäden. Zur Anregung der Abwehr hat sich vor allem „Meteoreisen“ (Wala) bewährt; es enthält neben Eisen auch Phosphor und Quarz.

Quarz durchlichtet den Geist und stärkt die logische Denkfähigkeit (D12). Nicht nur in der Computerindustrie spielt Silizium eine wichtige Rolle, „so wie Silicea ein Stützskelett für den Getreidehalm bildet, so wirkt das Mittel in übertragenem Sinne auch auf den menschlichen Geist“ (J. T. Kent). Kaum ein Mittel regeneriert besser, wenn Stress, Überarbeitung oder Schicksalsschläge zum geistigen Zusammenbruch geführt haben. Viele potenzierte Edelsteine sind Silikatverbindungen, die alle eine strukturierende Wirkung auf Körper und Geist haben.

Antiker Ring aus Bernstein in Gold gefasst

Bernstein
= Succinum – Honigfarbenes fossiles Harz; besteht aus Kohlen-, Wasser- und Sauerstoff und etwas Schwefel (Staufen-Pharma: Potenzen bis D60; Weleda: Verreibung D6, D8, D10):

Die „Tränen der Sonne“ werden seit ältester Zeit schutzmagisch verwendet. Heiliger Räucherstoff der Germanen zur Verehrung der Sonne, meist zusammen mit Wacholder (Chr. Rätsch). Bernstein wirkt stimmungsaufhellend (sonnengelbe Farbe). Der Patient fühlt sich dem Schicksal hilflos ausgeliefert. Wichtiges Mittel bei Depressionen, Angstkomplexen, z.B. Platzangst (siehe Boericke) oder Prüfungsangst (Einschlüsse und elektrostatische Aufladung nach Reiben als Signatur). Ähnlich wie Carbo vegetabilis und Sulfur, auch bei chronischen Stoffwechselleiden wie Diabetes verwenden. Ferner bei Autoimmunleiden und Allergien wie Asthma. In der polnischen Volksmedizin innerlich und äußerlich bei Rheuma; ähnliche Wirkung wie Weihrauch (Olibanum). Allgemein bei Altersleiden, besonders bei Angst vor dem Tod. Vor allem ältere Menschen schätzen den Bernstein als Schmuck; als Homöopathikum in Lebenselixiere einarbeiten; ergänzt Gold (Aurum metallicum). Als Augentropfen von Weleda bei Glaukom (Stannum D8 / Succinum D6).

Carneol
lat. carneolus (fleischfarben) – Hellrote Quarzvarietät (Weleda: Verreibung D8, D10, D12; Wala: Ampullen D15):

Sonnensymbol der Ägypter. Überträgt die stimmungsaufhellende Kraft der Sonne auf die Seele (Farbe); ergänzt Johanniskraut (Hypericum perforatum). Fördert die Sozialität des Menschen (M. Uyldert). Stärkt den Tastsinn (z.B. bei Taubheitsgefühl in der Haut, Parästhesien) und das Selbstbewusstsein.

Chalcedon
benannt nach der einstigen Stadt Kalchedon – Hellblaues mikrokristallines Siliziumdioxid (Wala: Ampullen D15):

Der Stein hat einen starken Bezug zum Kehlkopfchakra (Farbe). Stärkt die Lungenkraft; bei Asthma in Lungenpunkte auf der Brust und zwischen den Schulterblättern spritzen. Ergänzt Quarz/Silicea bei Lungenleiden; zusammen mit blauen Blütenpflanzen verabreichen wie Lavendel (Lavandula officinalis), Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) oder Vergißmeinnicht (Myosotis arvensis). Chalzedon verbessert laut Hildegard die Fähigkeit zur Kommunikation: „Wer sich Redegewandtheit wünscht (…), der nehme Chalzedon in seine Hand und hauche ihn mit seinem Atem an (…). Dann lecke er mit seiner Zunge (den Stein) ab, und er wird den Menschen beharrlicher Rede und Antwort zu stehen wissen“.

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Chrysolith
= Olivin; gr. chrysos (Gold) und lithos (Stein) – Grün- bis goldfarbenes Magnesiumeisensilikat (Weleda: Ampullen D12, D30; Salbe D4; Verreibung D6 bis D30):

Der Stein festigt laut Hildegard das Wissen, das von Herzen kommt: „Wer über ein gediegenes Wissen und gute Fähigkeiten verfügt, soll daher diesen Stein an sein Herz legen, und solange dieser da liegt, werden das Wissen und die guten Fähigkeiten bei ihm nicht schwinden“. Bei Herzschmerzen soll man laut Hildegard einen Chrysolith in Olivenöl tauchen und mit dem Stein anschließend die schmerzhaften Körperstellen massieren. Als Magnesiumverbindung allgemein bei psychosomatischen Herzbeschwerden verwenden; ergänzt Magnesium carbonicum = Magnesit (Weleda) in der Herztherapie; Herzmassage mit Chrysolith-Salbe. Stärkt den Sehsinn und fördert die Einsicht in das Verborgene (Farbe; Eisen und Silizium stärken die Sinneswahrnehmungen). Enthalten in „Chrysolith comp.“ Ampullen von Weleda bei Degeneration der Netzhaut, Überanstrengung der Augen und bei Lichtempfindlichkeit; s.c. Injektion im Nacken, gleichzeitig mit Chrysolith-Salbe die Augenumgebung einreiben und Verreibung einnehmen. Als Pallasit (olivinhaltiger Eisenmeteorit) bei Autoimmunleiden und mangelnder Rekonvaleszenz, auch bei Status nach Grippe mit Visusschwäche und/oder Migräne (Apo-Weleda: Verreibung D12). Wegen seines Eisenanteils ist der Pallasit auch als „Durchhaltemittel“ zur Prüfungsvorbereitung interessant.

Chrysopras
gr. chrysos (Gold), prason (Lauch) – Hellgrünes mikrokristallines Siliziumdioxid, nickelhaltig (Wala: Ampullen D15):

Beruhigend bei Hyperthyreose (Injektion im Nacken). Zur Umstimmungstherapie bei Neurodermitis und Allergien mit Eigenblut mischen (Nickel wirkt auf die Abwehr, hierzu mit Eisen und/oder Mangan kombinieren). Nach Hildegard auch bei cholerischen Menschen, Gicht, Rheuma und Epilepsie versuchen.

Diamant
gr. adamas, adamantos (der Unbezwingliche) – Durchsichtiger Kohlenstoff (Weleda: Ampullen D10, D20; Dilution D10, D15, D20, D30):

In der anthroposophischen Pädiatrie bei geistig retardierten Kindern zur Anregung der Nerven-Sinnes-Funktionen (H. Schramm). Ergänzt Graphites auf geistiger Ebene. Diamant ist ein wichtiges Psychotherapeutikum. Kaum ein Stein zeigt geschliffen ein größeres Lichtspiel, daher wird verständlich, warum der potenzierte Diamant ein Reaktionsmittel der Psyche ist, der das Unbewusste öffnet. Zusätzlich sollte man stimmungsaufhellende und balsamische Mittel wie Ambra verschreiben, da die Offenbarungen des Unbewussten oftmals schockierend sind. Hildegard verwendete den Diamant ansonsten vor allem bei Jähzorn (ergänzt Aurum): „Und es gibt gewisse Menschen, die von Natur aus und durch teuflische Einwirkung bösartig geworden sind (…) und bisweilen geraten sie fast ausser sich, wie wenn sie vom Wahnsinn geführt werden, und sie kommen schnell wiederum zu sich. Diese sollen oft oder immer den Diamanten in ihren Mund legen“.

Dioptas – der Stein der Einsicht

Dioptas
gr. diopteia (Hindurchsicht) – Tiefgrünes Kupfersilikat (Weleda: Verreibung D6, D8, D12; Ampullen D6, D20, D30; Dilution D30, Augentropfen D8):

Fördert den Blick für Zusammenhänge metaphysischer Art. Erfahrungsberichten zufolge macht er die Gedanken klar wie Quellwasser, entspannt und strukturiert die Geisteskraft. Laut Rudolf Steiner befähigt Kupfer den Geist Analogien zu bilden; als Silikatverbindung wirkt das Venusmetall stärker auf das Nerven-Sinnes-System. Zur Integration wesensfremder Sinneswahrnehmungen. In der anthroposophischen Psychiatrie wird Dioptas als Begleitmittel bei Schizophrenie verwendet. Dioptas-Augentropfen eignen sich besonders zur Behandlung von müden und gereizten Augen; auch bei Migräne mit Sehstörungen und Augenmuskelkrämpfen ausprobieren (Kupfer entkrampft).

Granat
lat. abgeleitet von Granatapfel – tiefrotes Magnesiumaluminiumsilikat (Wala: Ampullen D15):

Gutes Mittel bei Kreislaufschwäche (Magnesium) und Psychasthenie (Aluminium); s.c. Injektion in KG 17, M 36, H 3 und zwischen Schulterblättern sowie im Nackenbereich. „Der Patient ist von Selbstzweifeln und Unsicherheit geplagt. Verbessert den Riecher für das Wesentliche“ (M. Amann). Ergänzt Magnesium carbonicum und Magnesium phosphoricum.

Hämatit
= Blutstein; gr. haima (Blut) – Stahlgraues, blauschwarzes Eisen(III)-oxid (Weleda: Ampullen D6; Verreibung D3, D4, D6):

Sehr gute Wirkung bei Anämie, Kreislauf- und Abwehrschwäche sowie bei mangelnder Rekonvaleszenz. Hämatit wurde früher als Schutzamulett getragen, um hieb- und stichfest zu sein, daher bei Verzagtheit und Selbstzweifeln anwenden. Die Kombination mit stacheligen Pflanzen wie Schlehe, verstärkt die Wirkung des Marsmetalls Eisen (z. B.“Prunuseisen“ von Wala).

Quarz durch Hämatit rot verfärbt – ihr gemeinsames Auftreten ist eine Signatur für eine gemeinsame Verschreibung, z.B. bei Immunschwäche

Heliotrop
= Blutjaspis; gr. helios (Sonne), tropeo (zugehörig) – Dunkelgrüne kryptokristalline Quarzvarietät mit roten Einlagerungen aus Eisenoxid (Weleda: Verreibung D4):

Durchlichtet die Seele, besonders bei nächtlichen Angstzuständen und schenkt Vertrauen sowie Zuversicht (Eisenanteil). Begleitmittel bei Anämie. Stärkt den Riechsinn, z.B. bei Anosmie nach Grippe.

Hyazinth
= Zirkon; gr. hyakinthos, Sagengestalt; siehe Ovid: „Metamorphosen“ – Zirkonsilikat mit schwacher radioaktiver Strahlung; enthält Thorium (Weleda: Ampullen D20, Salbe D5, Verreibung D6):

Wichtiges Begleitmittel bei Allergien, Neurodermitis, Folgen von Elektrosmog und Wetterempfindlichkeit, z.B. Föhnkopfschmerz. Hildegard verwendete den Hyazinth vor allem zum Gegenzauber, „wenn jemand durch Trugbilder oder magische Worte bezaubert ist, so dass er wahnsinnig wird“.

Jaspis
Durch Eisenoxid rot gefärbter Chalcedon; kryptokristalliner Quarz (Weleda: Verreibung D 6 bis D20):

Stärkt wie Heliotrop den Geruchssinn und lindert Schnupfen sowie Ohrentzündungen. Laut Hildegard heilt er Hörschäden: „Ein Mensch aber, der auf einem Ohr taub ist, der halte den Jaspis an den Mund, und er hauche ihn mit seinem warmen Atem an, damit er dadurch warm und feucht werde. Und sogleich stecke er ihn ins Ohr (…). Und so verschließe er das Ohr, damit die Wärme dieses Steins ins Ohr eindringe“. Als Stein des Mars (Eisen), stärkt Jaspis die Abwehr und entängstigt, besonders bei Alpträumen: „Und wenn Blitze und Donner im Schlaf erscheinen, ist es gut, dass der Mensch den Jaspis bei sich hat, weil Fantasien und Trugbilder ihn dann meiden und verlassen“ (H. v. Bingen). Der Eisengehalt ist sicher auch dafür verantwortlich, daß Jaspis vor Ansteckung schützt; daher die Empfehlung von Hildegard, dass eine Mutter im Kindbett diesen Stein bei sich tragen soll, damit sich keine Krankheiten auf das Kind übertragen.

Malachit
gr. malachä (Malve) – tiefgrünes basisches Kupfercarbonat (Weleda: Ampullen D6, Dilution D8, D10, Verreibung D3, D4, D6):

„Lindert Verletzungen im Gefühlsbereich (Venus – Kupfer), vorzugsweise in Liebesdingen“ (M. Amann). Kupfer lindert Krampfschmerzen, Übelkeit und Durchfall; auch bei Pilzleiden und Dysbiose des Darms interessant (Status nach Antibiotika). Als Karbonat bei chronischen Magen-Darmleiden mit Beteiligung des Pankreas; ergänzt Nux vomica (enthält ebenfalls Kupfer!). „Anagallis / Malachit comp.“ Dilution (Weleda): Entzündliche und spastische Darmleiden; Gastritis, Duodenitis; Ulcus, Blähkolik. „Chamomilla / Malachit comp.“, Ampullen, Dilution (Weleda): Sehr bewährt bei Magen-Darm-Ulcus.

Onyx
gr. onyx (Fingernagel, Kralle) – Dunkle Quarzvarietät (Weleda: Verreibung D6 bis D30; Salbe D5, Öl D6, Ampullen D12, D20):

Der dunkle Stein soll die Sinne für okkulte Botschaften öffnen und hellhörig machen. „Um metaphysische Aspekte zu verstehen. Zum Überschreiten der Grenzen“ (M. Amann). Bei Schwerhörigkeit, Tinnitus und Hörschäden nach Entzündungen oder Grippe; Salbe hinter Ohr einreiben; Öl ins Ohr träufeln. Bestandteil von „Gnaphalium comp.“, Ampullen, Globuli (Wala) bei Otosklerose, Tinnitus und Morbus Menière. Laut Hildegard auch bei Sehschwäche, Herz- und Magenschmerzen, Fieber sowie Depression anwenden.

Rosenquarz, der Stein der Herzensgüte

Rosenquarz
Rosagefärbte Quarzvarietät (Wala: Ampullen D15):

Rosa ist die Farbe des Herzens. Stein der Herzensgüte. Bei Folgen von zuviel Empathie und Stress. Wenn Schicksalsschläge und Kontaktstörungen zu Herzproblemen führen. Allgemein bei psychosomatischen Herzbeschwerden, Herzstreß und pektanginösen Beschwerden als Begleitmittel (Injektionen in Herzpunkte, z.B. H3). Zur Herzmassage in Wildrosenöl (Weleda) oder Rosenöl (Hauschka Kosmetik) einlegen; Massage spiralförmig über dem Herz beginnen und zur Kleinfingerseite hin austreichen.

Rubellit
Roter Turmalin; lat. rubellus (rötlich) – Komplexes, rotgefärbtes Silikat-Mineral; enthält z.B. Bor, Eisen, Titan, Chrom (Weleda: Dilution D10, D20, D30; Injektionslösung D12, D30):

Die starken Strukturkräfte des Turmalin (Dreieck = Saturn) machen ihn zu einem ausgeprägten Geistmittel. Zur Anregung der geistigen Leistungsfähigkeit und bei Gedächtnisschwäche. Kreislaufstimulans (Sportler äußern sich sehr positiv über die leistungssteigernde Wirkung). Mittel für „Morgenmuffel“ und zur Prüfungsvorbereitung. Nicht abends nehmen; Vorsicht bei Hypertonie und Herzrhythmusstörungen. Als „Equisetum limosum – Rubellit“, Ampullen D30, Dilution D4, D6, D30 (Weleda) bei geistiger Leistungsschwäche; ergänzt Phosphorverbindungen wie Argentum phosphoricum (stärkt die Erinnerung), Strychninum phosphoricum (bei gelähmten Bewusstsein) oder Kalium phosphoricum (Nachlassen der geistigen Spannkraft).

Rubin
lat. rubeus (rot) – Rotes Aluminiumoxid (Wala: Ampullen D12):

Der Stein verkörpert Willenskraft und Macht, daher bei Angstsyndrom verwenden. „Und an welcher Stelle auch immer der Rubin ist, dort können Luftgeister ihre Trugbilder nicht vollenden, weil sie ihn fliehen und von ihm weichen“ (H. v. Bingen). Bei Ich-Schwäche, mangelnder Willensstärke und Kreislaufschwäche hat sich eine Injektion zwischen den Schulterblättern bewährt.

Saphir
Blauschillerndes Aluminiumoxid (Wala: Ampullen D15):

Die Wirkung erstreckt sich vor allem auf die Willens- und Gedankenbildung (Farbe), daher ist Saphir besonders bei mangelndem Selbstwertgefühl, geistiger Verwirrtheit und Gedächtnisverlust ein interessantes Heilmittel (wegen Aluminiumgehalt unbedingt bei Alzheimer probieren). Auch Hildegard sah im Saphir ein geistig wirkendes Mittel: „Ein Mensch, der guten Verstand und gute Einsicht haben möchte, der lege den Saphir täglich frühmorgens (…) nüchtern in den Mund (…) für eine kurze Stunde. Aber auch wer dumm ist, so daß alle Einsicht in ihm versagt (…), der salbe oft nüchtern die Zunge mit dem Saphir (…), und so wird der Mensch einen guten Verstand erlangen“. Laut Hildegard ist der Stein auch wirksam bei Besessenheit, Jähzorn und wenn jemand seine hitzigen Triebe zügeln möchte.

Smaragd, der Stein der Gralssucher

Smaragd
ursprünglich hebräisch Baragu (Blitz) – Tiefgrünes Aluminiumberylliumsilikat (Weleda: Ampullen D12, D20, Verreibung D6):

In der christlichen Symbolik das Geistauge des Lichtträgers und Fürsten dieser Welt. Stein der mystischen Liebe und der Gralsritter. Smaragd verleiht eine Aura erhabener Schönheit. Hilft bei Minderwertigkeitsgefühlen und Angstkomplexen, auch in Verbindung mit psychosomatischen Leiden. Allgemein bei Störungen des Nabelchakras (Libidostörungen). Laut Paracelsus ein Heilmittel für „alle“ Schmerzen der Frau. Wirkt auf die endokrine Achse regulierend und regenerierend. Verjüngt und schenkt Schönheit, daher die Verreibung auch in kosmetische Salben einarbeiten. Laut Hildegard bei Herz- oder Magenschmerzen und Epilepsie anwenden. Bei Kopfschmerzen soll man den Stein anhauchen und anschließend die schmerzenden Stellen damit massieren. Der Bischof Marbod von Rennes (1035 – 1123) schrieb über Smaragd: „Er vermehrt die Schätze dessen, der ihn verehrt und er gibt in allen Lagen überzeugende Worte ein“ (laut Albertus Magnus besonders bei Gerichtsverfahren!). Er stärkt mit seiner grünen Farbe schwache Augen, vermehrt geistige Kräfte und bezähmt zügellose Leidenschaften.

Topas
benannt nach der sagenumwobenen Insel Topasos im Roten Meer- Meeresblaues bis rosenrotes Aluminiumfluorsilikat (Weleda: Ampullen D12, D20; Verreibung D8; Wala: Ampullen D15):

Stein der Inspiration; eignet sich wie Bergkristall zur Kristallschau. Erste Hilfe wenn einem die Ideen für geistige Arbeiten ausgegangen sind. Status nach geistiger Überanstrengung und bei Vergesslichkeit (Aluminiumgehalt und Silikatverbindung; siehe Bergkristall). Topas kommt gerne mit dem Lebermetall Zinn vor, daher beide Mittel bei chronischen Leberleiden und Leberdepression anwenden (Injektion über der Leber). Bei unausgelichenem Temperament, zusammen mit weiteren Lebermitteln (3) verordnen (z.B. Hepatik von Soluna). Topas belebt den Geschmackssinn, z.B. nach Grippe (Leber – Geschmacksnerven). Hildegard schätzte den schillernden Edelstein über alle Maßen. Jeden Morgen soll man den Topas auf sein Herz legen und zu Gott beten, „und so oft du das getan hast, wird das Übel von dir weichen. Denn von Gott hat der sehr starke Stein Topas diese Kraft, weil er in der Neigung der Sonne wächst, dass er die Schmach vom Menschen sich abwenden lässt“.

Topas, Stein der Gemütsruhe und Vergeistigung

Anmerkungen

1. z.B.die zwölf Steine auf dem Amtsschild des Hohepriesters (2. Moses 28); in der Geheimen Offenbarung (21.14 – 21) und in Ezechiel (28.11.) sind weitere Edelsteine genannt.
2. siehe Naturheilpraxis 8/96: „Traumförderung – Mit Traumsteinen und Orakelpflanzen ins Land der Träume“ von Margret Madejsky.
3. siehe Naturheilpraxis 12/95, „Die Laus auf der Leber“ von Olaf Rippe.

Literatur

  • Amann, Max / Rippe, Olaf: „Lithotherapie“ (Begleitskript zum gleichnamigen Seminar), München 1990/94
  • Bingen, Hildegard von: „Heilkraft der Natur – Physica“, Freiburg 1993
  • Madejsky, Margret / Rippe, Olaf: „Heilmittel der Sonne“, München 1997
  • Rätsch, Christian: „Die Steine der Schamanen“, München 1997
  • Schramm, Henning M.: „Metalle und Mineralien in der Therapie“, Schaffhausen 1991
  • Selawry, Alla: „Metallfunktionstypen in Psychologie u. Medizin“, Heidelberg 1985
  • Uyldert, Mellie: „Verborgene Kräfte der Edelsteine“, München 1993
  • Vogel, Heinz Hartmut:“Wege der Heilmittelfindung Bd. 1 u. 2″, Bad Boll 1994
  • Wala:“Heilmittelverzeichnis“, 17.Auflage, Bad Boll 1996
  • Weleda: „Arzneimittelverzeichnis“, 18. Auflage, Schwäbisch Gmünd 1998

Zur Beachtung!

Der Leser ist aufgefordert, Dosierungen und Kontraindikationen aller verwendeten Arzneistoffe, Präparate und medizinischen Behandlungsverfahren anhand etwaiger Beipackzettel und Bedienungsanleitungen eigenverantwortlich zu prüfen, um eventuelle Abweichungen festzustellen.

Die in diesem Artikel aufgeführten Rezepte und Behandlungshinweise verstehen sich ausschließlich als Lehrbeispiele und können daher auch weder den Arztbesuch noch eine individuelle Beratung durch einen Heilpraktiker bzw. Arzt ersetzen. Sie sind nicht als Ratschläge zu einer Selbstbehandlung gedacht, sondern wollen lediglich einen Einblick in Therapiemöglichkeiten geben! Die Einnahme der genannten Heilmittel wie auch die Anwendung der Rezepturen oder das Befolgen der Therapieempfehlungen geschieht stets auf eigene Verantwortung. Sollten Sie nicht die Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde haben und über eine entsprechende Erfahrung verfügen, ist es empfehlenswert, sich vor jeder Anwendung kompetenten Rat bei einem Arzt oder einer Ärztin, einem Heilpraktiker oder einer Heilpraktikerin einzuholen. Es ist in jedem Fall ratsam, sich vor der Anwendung eines Heilmittels über mögliche Gegenanzeigen oder Nebenwirkungen zu informieren. Auch sollte die nur modellhaft angegebene Dosierung grundsätzlich überprüft und individuell angepasst werden. Bitte beachten Sie ebenso alle Warnhinweise und Anwendungsbeschränkungen der jeweiligen Beipackzettel.

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